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Vorbemerkung:
Zum Anfertigen
schriftlicher Hausarbeiten habe ich ebenfalls Tipps
veröffentlicht. Da das mündliche Vortragen und das
schriftliche Ausarbeiten zwei eng miteinander verbundene Phasen
eines Prozesses sind, empfehle ich das Studium auch dieser Tipps
(auch als PDF-Datei).
Wozu Referate?
Ich mache in meinen Lehrveranstaltungen regelhaft zum
"Schein"-Kriterium, dass Sie zu einem von Ihnen wählbaren,
mit mir abzustimmenden Thema ein mündliches Referat
halten und danach die schriftliche
Ausarbeitung dieses Themas vorlegen. Der Sinn einer solchen
Anforderung ist, dass Sie dadurch lernen bzw. üben, ein
Thema nach "wissenschaftlichen" Grundsätzen zu bearbeiten
und Ihre Ergebnisse mündlich und schriftlich zu
präsentieren.
Was ist eine "wissenschaftliche Arbeit"?
Eine "wissenschaftliche" Arbeit unterscheidet sich von anderen
Arbeiten, wie sie z. B. Journalisten erstellen und
veröffentlichen, vor allem dadurch, dass in
"wissenschaftlichen" Arbeiten die Kontrollmöglichkeit
für die (Hörer und) Leser bereitgestellt wird - bei
schriftlichen Ausarbeitungen unaufgefordert und vollständig,
bei mündlichen Vorträgen meistens nur auf Nachfrage
bzw. in den visuellen Zusatz-Angeboten.
In der Leitung des hörenden (und später des lesenden)
Publikums, in der Didaktik oder Rhetorik eines Referats (bzw.
später der wissenschaftlichen Hausarbeit) besteht kein
wesentlicher Unterschied - sollte auch nicht. Wissenschaftliche
Präsentationen sollten genau so wenig trocken, dröge
sein wie journalistische und andere Ausarbeitungen, zumal
mündlich gehaltene Vorträge.
Weitere Kennzeichen, in denen sich wissenschaftliche
Präsentationen von nicht- wissenschaftlichen
Präsentationen unterscheiden (oft nur graduell), sind die
genaue Formulierung der zu klärenden Frage oder des
zu lösenden Problems, die Darstellung des "Stands
der Forschung" zum Thema, die Erläuterung und
Begründung der gewählten Methode(n) der
Erkenntnisgewinnung, die zusammenfassende Darstellung der
(neuen) Ergebnisse und letztlich die Anführung der
benutzten Quellen und Literatur.
Formulierung des Themas:
Das Referatsthema muss zum Thema der Lehrveranstaltung passen,
und es muss bearbeitbar sein (es muss z. B. dazu hinreichend
Literatur geben). Hierauf achte ich bei der Vergabe der
Referats-Themen. Sie sollten einen Themenbereich
vorschlagen, zu dem Sie ein gutes emotionales Verhältnis
haben; denn Sie brauchen möglicherweise viel Geduld und
Ausdauer sowie Frustrations-Toleranz. Die Mühen sind
manchmal groß und die Mittel (und Zeit) knapp - fast immer
ist die Ausstattung unserer Bibliothek(en) nicht optimal,
eventuell sind Sie auch noch nicht so geübt im
Bewältigen schwieriger Situationen bei der Vorbereitung -
und was der Gründe oder Anlässe für Verzagtheit
noch mehr sein mag. Von einem Thema, das Sie selbst
interessiert, springen Sie in solchen Krisen wohl nicht so
leicht ab.
Zunächst formulieren wir gemeinsam ein (möglicherweise
noch vages) Arbeits-Thema. Spätestens zwei Wochen vor
Ihrem Vortragstermin sollten Sie mit mir die genauere
Formulierung des endgültigen Themas besprechen;
hierauf sollten Sie selber achten. Ändern Sie auf keinen
Fall "unter der Hand" (ohne Rücksprache mit mir) das Thema!
Wenn Sie im Laufe der Vorarbeiten feststellen, dass Sie sich in
Ihrem Interesse verschätzt haben, oder dass Ihnen das Thema
wohl doch zu groß erscheint, dann fragen Sie mich, ob das
Thema doch noch - aus von Ihnen zu benennenden Gründen -
anders formuliert werden kann.
Literatur-Suche:
Spätestens nach Verabredung des Arbeitsthemas sollten Sie
auf die Suche nach Literatur gehen. Spätestens,
weil es natürlich besser ist, wenn Sie sich schon vorher
informiert und ein wenig "eingelesen" haben in ein Gebiet des
Seminarthemas, das Sie besonders interessieren könnte.
Leider nutzen nach meiner Erfahrung nur sehr wenige von Ihnen
diese Möglichkeit, die sie aufgrund meiner Aushänge und
Internet-Ankündigungen spätestens seit der letzten
Woche der vorhergehenden Vorlesungszeit regelhaft haben.
Meistens muss es dann mit der Literatursuche also leider schnell
gehen. Dafür sind Erfahrung und Routine natürlich
nützlich; die können Sie durch Übung erwerben.
Es gibt viele Wege, an Literatur "heranzukommen": Sie können
die meist schon im Internet zur Verfügung stehenden Kataloge
der (Uni- und Fachbereichs-) Bibliotheken durchsuchen; Sie
können zum Thema in anderen Internet-Datenbanken
recherchieren; Sie können in Bibliotheken gehen und die
Bestände "zu Fuß" sichten; Sie können die
neuesten Fachzeitschriften durchblättern auf der Suche nach
Buch-Besprechungen oder anderen Beiträgen zum Thema; Sie
können (zum Einstieg) auch erst einmal "googeln" usw.
Versuchen Sie, möglichst neue Veröffentlichungen
zu finden; denn wenn in ihnen das Thema (oder zumindest ein
Aspekt) gründlich bearbeitet worden ist, müsste sich
von hier aus aufgrund der verarbeiteten und erwähnten
Literatur die ältere Literatur erschließen.
Es gibt besondere sportwissenschaftliche
Recherche-Hilfsmittel: Die Datenbank des Bundes-Instituts für
Sportwissenschaft (BISP) in Köln, neuerdings genannt
"SURF", ist online frei recherchierbar; sie enthält
über 176.000 Literaturhinweise (Stand: 31.12.2010) mit
Kurzreferaten nationaler und internationaler
sportwissenschaftlicher Literatur - mit direktem bzw. indirektem
Zugriff auf die Volltexte.
Auf die online-Recherche-Möglichkeiten in der eher
trainingswissenschaftlich ausgerichteten Datenbank "SPOWIS" des ehemaligen Leipziger Instituts
für angewandte Trainingswissenschaft (IAT) möchte ich
der Vollständigkeit halber hier auch verweisen; sie
enthält allerdings nur Literatur bis 1995.
Sehr lesenswert ist der Beitrag Jürgen SCHIFFERs zur
Einschätzung des Werts unterschiedlicher
sportwissenschaftlicher (online-) Bibliographien: SCHIFFER,
Jürgen: Fachbibliografien als Mehrwert-Informationsdienste
der Sportwissenschaft - u. a. am Beispiel einer Bibliografie zum
Marathonlauf. In: dvs-Informationen, Hamburg, 18 (2003), Heft 1,
S. 29 - 34.
Literatur-Sichtung:
Wie auch immer Sie vorgegangen sein werden, Sie müssen nun
die Literatur sichten (also zumindest kurz zur Kenntnis nehmen,
"diagonal lesen" o. ä.), um entscheiden zu können,
welche Beiträge von den hoffentlich zahlreichen gefundenen
Sie wohl ganz genau und sorgfältig lesen müssen.
Dies benötigt Zeit - unterschätzen Sie das
nicht! Wenn Sie in Ihrem Urteil über "gute" oder
"schlechte" Fach-Literatur noch nicht sicher sind (und wer
wäre das schon als Studierender?), dann hilft prinzipiell
nichts als Lesen, Lesen, Lesen, und dann das Gelesene Sichern
(z.B. in selbst geschriebenen Zusammenfassungen) und - eben -
selbst beurteilen. Je früher Sie sich an Gründlichkeit
in dieser Arbeitsphase gewöhnen, desto früher werden
Sie sich ein sicheres und routiniertes Urteil erwerben, das Ihnen
viel Zeit ersparen kann.
Ich gebe Ihnen für meine Lehrveranstaltungen meistens
(umfangreiche) Literatur-Zusammenstellungen (online) an die Hand.
Sie stellen natürlich nur eine subjektive Auswahl dar, die
ich vorher getroffen habe und meist nachträglich noch
ergänze (ich lerne ja auch ständig dazu). Zumindest bei
Ihrer spezialisierten Literatur-Suche mögen Sie auf
Veröffentlichungen stoßen, die es wert wären, in
diese veröffentlichte Literaturliste aufgenommen zu werden.
Deshalb stehen meine Zusammenstellungen unter dem Vorspruch
"für Hinweise und Korrekturen bin ich dankbar".
Seit ich mich gründlich mit den zentralen Begriffen der
Kultur- und Sportwissenschaft beschäftigt und meine
Überlegungen und Vorschläge dazu (öffentlich)
vorgetragen und (zumindest im Internet) veröffentlicht habe,
setze ich voraus, dass Sie diese meine Veröffentlichungen
kennen. Sie müssen meine Definitions-Vorschläge
selbstverständlich nicht "übernehmen"; es sind und
bleiben meine Vorschläge - formulieren Sie Ihre eigenen! Ich
erwarte aber, dass Sie sich zu meinen Vorschlägen eine
begründete Meinung gebildet haben, die Sie in Ihren
mündlichen und schriftlichen Ausführungen auch
darlegen.
Meine definitorischen Bemühungen um zentrale Begriffe der
Sport- und Kulturwissenschaft aktualisiere ich ständig im
Internet, zunächst natürlich zum Sport-Begriff, dann
auch zu weiteren Begriffen: zu "Bewegungskultur", zu "Kunst", zu "Gewalt" sowie "Überlegungen zum "Gewalt"- und
"Aggression"s-Begriff, zum "Olympismus" und
zu "Frieden".
In jedem Fall lohnt sich das Studium der Website, auf der ich
meine Internet-Veröffentlichungen
vollzählig (und aktualisiert) aufgelistet habe.
Vorbereitung des mündlichen Referats:
Nach der Literatur-Sichtung haben Sie - je nach dem Termin, an
dem Sie Ihr Referat halten sollen (das bestimme ich so früh
wie möglich mit allen Teilnehmern gemeinsam) - mehr oder
weniger Zeit, sich auf ihre mündliche Präsentation
vorzubereiten. Die können Sie vollständig schriftlich
festlegen, Sie können sich aber auch - schon etwas
Sicherheit im mündlichen Vortrag vorausgesetzt - auf wenige
schriftliche Gedächtnisstützen beschränken; dies
bleibt Ihnen (und Ihrer Selbst-Einschätzung)
überlassen.
Wichtig ist mir, dass das Referat eben mündlich
vorgetragen wird. Ich bin deshalb ein
prinzipieller Gegner von "Powerpoint"- Präsentationen
insofern, als sie im optischen Präsentieren der dazu
vorgelesenen Texte bestehen. Bei solcher visuell und akustisch
gedoppelten Information geht das Wichtigste eines
mündlichen Vortrags verloren, nämlich die
akustische - und durchaus auch Ihre persönliche,
leiblich-gestische - Vortragsweise. Wenn wir Menschen sowohl
optische als auch akustische Sinnes-Angebote erhalten, geben wir
den optischen den Vorrang: Fast alle blicken auf die
Projektionsfläche mit Text (oder Abbildungen), und das dazu
gesprochene Wort geht weitgehend unter. Dies halte ich für
einen (selbst-verursachten!) großen Verlust an Lern- und
Übungs-Möglichkeiten, und deshalb wünsche ich in
meinen Lehrveranstaltungen keine derartigen
Präsentationen.
Wenn Sie Ihrem mündlichen Vortrag auch Abbildungen
hinzufügen wollen, dann können Sie das
selbstverständlich gern tun, auch mit Powerpoint oder
anderer Software vom Notebook per Beamer (bereiten Sie sich
rechtzeitig darauf vor!), oder nach älterer Technikmit Folie
und Overhead-Projektor (in den Seminarräumen wohl noch
vorhanden). Wichtig ist mir, dass diese optischen
Zusatz-Informationen etwas vermitteln, was sich nicht
(oder nur ganz langatmig) mit Worten vermitteln ließe.
In meinen Lehrveranstaltungen lege ich den größten
Wert auf die sprachliche Kommunikation - in klarem Deutsch und in
ganzen Sätzen. Meiner Beobachtung nach gibt es auf
diesem Feld großen Nachhol- und Übungs-Bedarf.
Wenn Sie nicht sehr kurzfristig mit Ihrem Referat dran sind,
richten Sie sich bitte darauf ein, dass Sie - wie
unvollständig auch immer Ihnen Ihre Vorbereitung erscheinen
mag - eine Sitzung vorher mir und den Kommilitonen eine kurze
(bitte nur 1 Seite!) schriftliche Vorab-Information zur
Verfügung stellen, in der Sie Ihren Namen, Ihr Thema und die
weiteren sinnvollen Rahmen-Informationen geben und vor allem Ihre
Thesen bzw. Fragen formulieren, die den Kern Ihres Vortrags
ausmachen sollen, sowie dazu höchstens drei
Literatur-Angaben. Damit versetzen Sie (mich und) Ihre
Kommilitonen in die Lage, sich auch ein wenig auf Ihr Referat
vorzubereiten und nach Ihrem Referat interessante Nachfragen zu
stellen. Wenigstens dieses Angebot sollten Sie schon machen, auch
wenn leider meiner Erfahrung nach nur wenige Kommilitonen davon
Gebrauch machen.
Natürlich habe ich bei den früh (in den ersten Wochen
der Vorlesungszeit) zu haltenden Referaten mehr Verständnis
für etwaige Schwächen und Lücken Ihres Referats
als bei den späteren - vermutlich auch Ihre Kommilitonen.
Sie alle haben ja die (Aufgabe und) Chance, etwaige
Unzulänglichkeiten in der schriftlichen Hausarbeit zu
korrigieren, für deren Abgabe Sie alle Zeit bis zum Ende der
Semesterferien haben.
Der Vortrag, die mündliche
Präsentation:
Zunächst zum formalen Rahmen: Sie werden nur eine bestimmte
Zeit für Ihren Vortrag haben; dies hängt davon
ab, wie viel Referate in der Lehrveranstaltung "untergebracht"
werden müssen. Bei normalerweise zweistündiger Dauer (=
90 Minuten!) und nur einem Referat pro Sitzung teile ich gern auf
in 40 Minuten für den Vortrag und 40 Minuten für die
anschließende Besprechung. Bei zwei Referaten pro Sitzung
halbieren sich die Zeiten. Auf diesen zeitlichen Rahmen und diese
Zwei-Teilung in Vortrags- und Diskussions-Zeit stellen Sie
sich bitte ein.
Wenn Sie sicher sein wollen, dass Sie in der vorgegebenen Zeit
auch alles Ihnen Wichtige vortragen können, müssen
Sie in Ihrem vorbereiteten "Wissen" meist sehr gründlich
aufräumen - je kürzer die zur Verfügung stehende
Zeit, desto mehr. Unterschätzen Sie die Mühe nicht, die
das macht!
Eine gute Möglichkeit zu prüfen, wie sie mit der Zeit
auskommen, ist, dass Sie Ihr Referat schon einmal mit Blick auf
die Uhr halten. Meine eigene Erfahrung ist aber, dass ich beim
mündlichen Vortragen eines Textes, den ich zuhause in 20
Minuten "runter-gelesen" habe, mindestens 25 Minuten brauche;
denn erstens spreche ich beim Vortrag vor Publikum (mit Absicht)
deutlicher und eben langsamer als zuhause, und zweitens kenne ich
mich so, dass mir beim mündlichen Vortrag manchmal doch noch
die eine oder andere Ergänzung sinnvoll oder nötig
erscheint - und das alles "kostet" Zeit. Wenn auch Ihnen diese
Erfahrung nicht fremd ist, planen Sie also vorsichtshalber
etwas weniger Vortrags-Zeit ein als maximal vorgegeben -
damit sind Sie auf der sicheren Seite.
Denken Sie daran, dass später in Ihren
Abschluss-Prüfungen ebenfalls Zeit-Grenzen vorgegeben sind,
die in dieser Situation auch sicher strikt eingehalten werden!
Mit Ihren Referaten können Sie auch für diese dann
wirklich entscheidende Situation Erfahrung sammeln und
üben.
Denken Sie bitte auch daran, dass Sie Ihre Hörer und
Zuschauer nicht "nerven", indem Sie mit den technischen
Hilfsmitteln "kämpfen" (wegen unzureichender Vorbereitung)
oder "spielen". Die Nutzung der verschiedenen technischen
Hilfsmittel sollten Sie vorher gut erwogen (so wenig wie
möglich, so viel wie nötig) und gründlich
geübt haben; denn auch dieser Bestandteil Ihres Referats
braucht seine Zeit. Im Zweifel ist eine Folien-Präsentation,
die klappt, sicherer und besser als eine (aufwendig vorbereitete)
Powerpoint-Präsentation, die nicht klappt (aus welchen nicht
vorhergesehenen Gründen auch immer).
Wenn Sie etwas als Ihre (neue) Erkenntnis vortragen wollen,
stellen Sie bitte Behauptungen (Thesen) auf, die Sie dann
begründen und erläutern. Wenn Sie auf
Erkenntnis-Lücken gestoßen sind, formulieren Sie bitte
Ihre (neuen, sich daraus ergebenden) Fragen und
erläutern Ihren Zuhörern, wie weit Sie mit Ihren
Erkenntnissen gekommen sind, und mit welchen (Forschungs-)
Methoden und Mitteln die offenen und ungeklärten Fragen
möglicherweise geklärt bzw. beantwortet werden
könnten. Führen Sie die Zuhörer an die Grenzen
Ihres (eigenen) Wissens und „wagen“ Sie streitbare
und bestreitbare Urteile! Die schiere Wiedergabe von
Fachbuch-Wissen ist selten interessant. Auch in der Wissenschaft
ist (wie im Sport) die Annäherung an die eigenen
(Leistungs-) Grenzen das Interessante.
Sprechen Sie klar und langsam! Versuchen Sie jedenfalls
nicht, durch schnelles Sprechen in der maximal vorgegebenen Zeit
noch mehr Inhalt "rüber zu bringen"! Sie müssen auch
gar nicht die Ihnen maximal zur Verfügung stehende Zeit
"ausnutzen". Wenn Sie zwar 20 Minuten "hätten", aber nach 15
Minuten das Ihnen Wichtigste vorgetragen haben, ist das gut. Dann
steht eben noch mehr Zeit für die Diskussion zur
Verfügung.
Ich habe häufig erlebt, dass Studenten trotz meiner
Empfehlungen, die auf ein ununterbrochenes Referat zielen, ihre
Kommilitonen dazu auffordern, während des Vortrags spontan
Fragen zu stellen, auf die sie dann - meistens recht langatmig -
antworten. Dies kann ich einerseits verstehen, weil so
möglicherweise Verständnis-Lücken gleich
geschlossen werden können; aber andererseits wird damit fast
immer die besondere Übungssituation aufs Spiel
gesetzt - und verloren, die ein "geschlossener" Vortrag
eben darstellt. Versuchen Sie als Referenten möglichst,
dieser wohl auch aus Prüfungsangst entstehenden Versuchung
nicht nachzugeben; Sie bringen sich sonst um den
Übungseffekt einer solchen Situation. Es ist auch für
die zuhörenden Kommilitonen eine gute Übung, sich
Fragen und Anmerkungen während Ihres Vortrags zu notieren
und sie erst nach Schluss zusammengefasst zu
äußern.
Die Diskussion Ihres Referats:
Die Zwei-Teilung in Zeit für Ihre mündliche
Präsentation und Zeit für eine anschließende
Diskussion erscheint mir sinnvoll, weil auf diese Weise die
Zuhörer (auch ich) mit Ihnen in einen Dialog kommen
können. Sinnvoll erscheint mir, dass zunächst Fragen
zum Verständnis gestellt werden können,
beispielsweise zur Bedeutung der von Ihnen benutzten (zentralen)
Begriffe, Bitten um Erklärung eines nicht ganz verstandenen
Zusammenhangs usw. Danach erscheint es mir wünschenswert,
dass die Zuhörer Sie um weitere Erklärungen und
Begründungen bitten zu den von Ihnen vorgetragenen
Thesen, dass sie Fragen, eventuell Widerspruch zu
bestimmten Aussagen anmelden, neue Aspekte zum Thema
einbringen usw.
Dieser Teil gehört für mich wesentlich zu Ihrem
Referat, das nicht ein "erschlagender" Frontal-Vortrag sein soll,
sondern eine lebhafte Auseinandersetzung mit dem gestellten Thema
unter Einbeziehung des Publikums (wohlgemerkt: nach dem
Referat!). Damit das Publikum solche produktiven Beiträge
leisten kann, sollten Sie ihm rechtzeitig vorher die oben
erwähnten Hinweise (mit dem "ein-seitigen"
Informationspapier) gegeben und Ihre Ausführungen klar und
vor allem bestreitbar formuliert und vorgetragen haben; und das
Publikum sollte seinerseits sich auf das Referats-Thema
wenigstens ansatzweise vorbereitet sowie während des
Referats sich Notizen gemacht haben, damit es klare,
weiterführende Thesen und Fragen in die Diskussion
einbringen kann.
Dies ist leider oft nur (m)eine Ideal-Vorstellung. Das kann
einerseits daran liegen, dass Sie schon vor dem Vortragen, noch
mehr aber möglicherweise vor der anschließenden
Diskussion Angst haben (vor Blamage). Ich vertrete als Moderator
unserer gemeinsamen Lernsituation (!) die Haltung, dass
niemand "perfekt" sein muss (ich selbst übrigens auch nicht)
und dass wir alle aus Fehlern lernen können. Eine solche
einerseits bescheidene Grundhaltung verträgt sich gut
mit dem Bestreben, andererseits so gut wie möglich zu
sein. Auch diese Haltung verstehe ich als ein Lern- (bzw.
Lehr-)Ziel meiner Lehrveranstaltungen.
Ihre Kommilitonen werden dieses emotionale Dilemma
(Perfektionsstreben einerseits sowie Erkenntnis und Erfahrung
eigener Grenzen und Schwächen andererseits) vermutlich
selber kennen und wahrscheinlich auch fürchten
(narzisstische Kränkung). Deshalb werden sie - andererseits
- möglicherweise aus (falscher) Rücksicht Ihnen
gegenüber zögern, Fragen zu stellen und Widerspruch
anzumelden.
Welches auch immer die Gründe dafür sein mögen,
dass die von mir angestrebte lebhafte Auseinandersetzung -
nach dem Vortrag! - leider selten stattfindet: Denken Sie
bitte darüber nach, ob Sie gern so "geschont" werden wollen,
oder ob Sie nicht lieber das "Risiko" eingehen wollen, in einer
ernsthaften und "scharfen" Befragung Rede und Antwort stehen zu
müssen (wie später in richtigen Prüfungen).
Ich werde als Lehrender und damit als Verantwortlicher dafür
zu sorgen versuchen, dass solche Ängste sich als
unbegründet erweisen, dass das "Klima" solidarisch und
lernorientiert ist, sodass Sie zunehmend mutig werden und in
den (öffentlichen) "Streit um die Wahrheit"
eintreten, damit Sie zunehmend in ähnlichen Situationen mit
dafür sorgen können, dass solche Ängste für
Sie und für andere an Bedeutung verlieren.
Einzel- oder Gruppen-Referate:
Einzelreferate haben den Vorteil, dass der Erfolg (oder
Misserfolg) Ihrer Arbeit ganz klar Ihnen allein zuzurechnen ist;
Sie erhalten eine eindeutige Rückmeldung. Dies ist bei
Gruppenreferaten naturgemäß nicht so. Miteinander
(wissenschaftlich) arbeiten zu lernen ist sehr sinnvoll und
irgendwann auch nötig; aber notwendige Voraussetzung
dafür ist die individuelle Arbeitsfähigkeit. Das
spricht grundsätzlich für Einzelreferate. Wenn
aber an der Lehrveranstaltung mehr Personen teilnehmen, als es
mögliche Referatstermine gibt (und das ist leider der
Regelfall bei unseren überfüllten Lehrveranstaltungen),
müssen (zumindest teilweise) auch Gruppenreferate erarbeitet
und präsentiert werden.
Versuchen Sie dann bitte in Ihrer Gruppe, die Verantwortlichkeit
für die untereinander vereinbarten Teilbereiche des Themas
so zu gestalten, dass jedes Gruppenmitglied durch die
Präsentation „seines“ Teils die Möglichkeit
erhält, eine klare Rückmeldung über Erfolg (oder
Misserfolg) seiner Bemühungen zu erhalten. Wenn Sie ein
Gruppenmitglied irgendwie „mit durchschleppen“
sollten, täten Sie ihm im Prinzip keinen Gefallen - wie
„sozial“ auch immer solches Tun erscheinen mag; es
ginge auf jeden Fall auf Kosten der individuellen Kontrolle des
Lernerfolgs, die auch bei Gruppenreferaten das Ziel bleiben
muss.
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